Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe (German Edition) by A. J. Betts

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe (German Edition) by A. J. Betts

Autor:A. J. Betts
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 9783104030487
veröffentlicht: 2014-10-30T23:00:00+00:00


19

Zac

Ich sehe ihr nach, wie sie geht, klick krack, klick krack, klick krack. Ihre blonde Perücke schwingt im Rhythmus der Krücken. Ich bemerke, dass das linke Hosenbein ihrer Jeans seltsam absteht.

Dann husche ich hinter das Bankgebäude, hocke mich hin und – habe ich eine Wahl? – wühle durch ihren Rucksack. Ich finde einen Haufen Klamotten und eine Menge Müll. Verbände und Tabletten. Ein Portemonnaie mit Bargeld und einen Führerschein auf Probe mit einem Foto, auf dem sie aussieht, wie sie früher aussah: dicke, lange Haare, kirschrotes Lipgloss und ein unwiderstehliches Lächeln. Die Art Schönheit, die Leute umhaut. Ein Gesicht, für das man alles tun würde. Ich würde viel für sie tun, aber nicht so.

Ich schaue in ihrem Handy nach. Es gibt keine Maree unter M und auch keine Tante Maree unter T. Seit zehn Tagen hat sie niemanden mehr angerufen. Ich finde einige ältere SMS von ihrer Mutter, die wissen will, wo sie ist. Doch keine Antworten.

Ich will nicht der letzte Depp in einer langen Reihe von Deppen sein, der ihren kirschroten Lügen zum Opfer fällt. Was auch immer sie vorhat, ich werde es nicht finanzieren.

Ich höre das klick krack, das ihre Rückkehr ankündigt, schließe deshalb schnell den Rucksack und gehe ihr bis zum Metzger entgegen.

»Puh!« Lachend kommt Mia auf mich zu. Selbst mit der billigen Perücke sieht sie noch klasse aus. Bei dem Aussehen hat sie wahrscheinlich ihr ganzes Leben lang bekommen, was sie wollte. Sie ist ziemlich unwiderstehlich.

»Sorry, wenn meine Blase voll ist, wirkt sich das manchmal voll auf mein Hirn aus, und es schaltet sich einfach ab, wenn du weißt, was ich meine.«

»Ich habe nur dreißig Dollar«, sage ich und zeige ihr, wie zum Beweis, meine Bankkarte. Ich kann kaum ertragen, wie ihr diese Worte das Lächeln aus dem Gesicht reißen. Die Versuchung, ihr für flüchtige Dankbarkeit all meine Ersparnisse zu geben, ist groß.

»Den Rest habe ich ausgegeben. Tut mir leid, das hatte ich vergessen.«

Mia reagiert nicht, wie ich erwartet hatte. Sie flippt nicht aus oder flucht wild herum. Sie sackt einfach nur in sich zusammen und schließt die Augen.

»Du kannst heute Nacht bei mir bleiben … Es gibt auch ein Hostel in der Nähe.«

Mia dreht sich um und presst die Stirn gegen die Schaufensterscheibe des Metzgers.

»Das Hostel ist ganz okay«, rede ich weiter. »Ich kann für dich bezahlen, wenn dir das hilft. Er kostet nur zwanzig Dollar die Nacht.«

Als sie den Kopf schüttelt, verrutscht die Perücke ein wenig. Sie zieht sie nicht wieder gerade. »Fünfundzwanzig«, murmelt sie leise, als wäre die Scheibe ein Schwamm, der ihre Worte aufsaugt. »Ich war dort, bevor ich zu dir gekommen bin.«

»War es dir zu laut?«

Sie antwortet kaum hörbar. »Ich habe bezahlt, aber es waren nur noch Plätze oben in den Stockbetten frei.«

Das Unaussprechliche hängt plötzlich zwischen uns.

Was auch immer Mia zugestoßen ist, es hat sie ausgehöhlt und ein Mädchen mit falschen Haaren und falschen Plänen aus ihr gemacht, das eigentlich nirgends mehr sein will.

Ich weiß nicht sehr viel über sie, aber bei einem bin ich mir sicher: Sie ist kein schlechter Mensch.



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